Schon vor einigen Monaten wurde unser Hygienekonzept in die Realität umgesetzt und im Einsatzgeschehen getestet.
Hintergrund:
Bei Feuerwehreinsätzen, insbesondere bei Bränden, kommt es nahezu unabhängig von den am Brand beteiligten Materialien immer zur Bildung einer Vielzahl von Gefahrstoffen. Während früher vorwiegend Holz verwendet wurde, so finden sich heute eine Vielzahl von Kunststoffen in den Wohnungen wieder.
Die eingesetzten Feuerwehrleute sind so einem deutlich höherem Gesundheitsrisiko ausgesetzt. Während der Brandbekämpfung können diese sich mit umluftunabhängigen Atemschutz davor schützen. Ihre Schutzkleidung wird aber während des Einsatzes massiv mit Ruß und Brandgasen beaufschlagt. Von diesem Gasen und Partikeln geht, aufgrund von vielen krebserregenden Stoffen, auch nach dem eigentlichen Einsatz ein großes Gesundheitsrisiko aus. Was früher keine Beachtung fand, erfordert heute umfassende Hygienemaßnahmen während und nach dem Einsatz.
Aus diesem Grund werden die verschmutzen Atemschutzgeräteträger mittlerweile bereits an der Einsatzstelle gereinigt und tauschen deren Einsatzkleidung, bevor sie wieder in die Fahrzeuge einsteigen und die Einsatzstelle verlassen. Auf diesem Wege will man eine Kontaminationsverschleppung in die Fahrzeuge und die Feuerwache, sowie eine zusätzliche Gefährdung weiterer Einsatzkräfte vermeiden.
Konzept
Mit dem Bau der neuen Feuerwache haben wir uns dazu entschlossen ein neues Hygienekonzept zu erstellen, das uns den besten Schutz bietet. Hier wurde bereits bei der Planung eine Schwarz-Weiß-Trennung, also die Aufteilung zwischen schmutzigem und sauberem Bereich, eingeplant. Aber auch organisatorisch erforderte dies einiges an Planungsaufwand. Erste Treffen mit den Kommandanten und den Gerätewarten Atemschutz fanden bereits Anfang 2020 statt um erste Informationen und Erfahrungen auszutauschen aber auch um verschiedene Ideen zu diskutieren. Nach Besichtigungen anderer Wehren, Recherche und Gesprächen stand das eigene Konzept, welches nur noch geschult und umgesetzt werden musste. Mit dem Umzug in die neue Feuerwache war hier ein geeigneter Zeitpunkt gefunden in den Wirkbetrieb überzugehen und das Konzept in der Realität zu testen.
Das Hygiene Konzept ist in insgesamt 3 Stufen unterteilt.
Stufe 1: bis maximal 2 Trupps – Brand PKW, Container etc.
Die Grobreinigung der Trupps bzw. deren Geräte und Kleidung erfolgt am Löschfahrzeug mittels Waschbürste und Reinigungsutensilien. Die eingesetzten Trupps entkleiden sich vor Ort und legen die kontaminierte Kleidung in spezielle Kleidersäcke der Firma Dönges welche auf den Löschfahrzeugen mitgeführt werden. Das Kleinalarmfahrzeug bringt die saubere Ersatzkleidung zur Einsatzstelle und übernimmt den Rücktransport der schmutzigen Kleidung und Geräte zur Feuerwache. Hier werden diese in den entsprechenden Schwarzbereich des jeweiligen Gewerks gebracht.
Stufe 2: ab 2 Trupps – Brand Gartenhütte etc.
Hier wird die Vorreinigung analog zur Stufe 1 durchgeführt und direkt von den Löschfahrzeugen übernommen. Allerdings bringt hier ein Versorgungsfahrzeug (58/1 oder 67/1) entsprechend mehr Ausstattung zur Einsatzstelle. So wird der Rollwagen „Atemschutz“, „Einsatzstellenhygiene“ sowie Transportbehälter, Boxen mit Ersatzkleidung und Beuteln für persönliche Gegenstände vor Ort gebracht. Um entsprechend der eingesetzten Trupps mehr Material vor Ort zu haben.
Stufe 3: Großschadensereignis
Der Ablauf findet analog zur Stufe 2 statt, allerdings werden hier Faltpavillons bzw. Zelte aufgebaut um genügend Fläche für die eingesetzten Trupps zu haben, da hier alleine aufgrund der Größe des Brandes viele Trupps über die Atemschutzsammelstelle geschickt und eingesetzt werden. Dementsprechend muss für genügend Platz im Nachhinein gesorgt werden.
Die jeweils gewählte Stufe des Konzeptes passt den Aufwand hinsichtlich des Transports, Umkleidemöglichkeiten, eingesetztes Personal etc. an den jeweiligen Einsatz an. Auch wenn die Stufen klar geregelt sind, wird immer vor Ort entschieden welche Stufe angewendet wird. Ein wesentlicher Faktor ist hier unter anderem die Witterung. So kann es z.B. im Winter nötig sein Zelte oder Pavillons zur Einsatzstelle zu bringen, um sich geschützt und im Warmen umziehen zu können.
Zusätzlich zu diesem Konzept wurden im Zuge des Neubaus noch eine Waschmaschine und ein Trockner für die Einsatzkleidung beschafft. Diese Investition dient dazu, dass die betroffene Kleidung direkt nach dem Einsatz gewaschen und geprüft werden kann. Bisher wurde dies im Atemschutzzentrum in Marktredwitz erledigt, was allerdings einen organisatorischen sowie zeitlichen Aufwand mit sich zog. Wenngleich die Kleidung meist innerhalb einer Woche wieder zurück war, stellte uns dies dennoch häufig vor Herausforderungen. Besonders während der trockenen Sommermonate mit vielen Flächenbränden oder während der Serie von Gartenhüttenbränden kam es häufig zu Engpässen bei der Ersatzkleidung.
Durch die Reinigung vor Ort sind die Schutzanzüge meist schon am Folgetag wieder einsatzklar im Spind der jeweiligen Kameradinnen und Kameraden.
Da sich alleine der Anschaffungswert der Waschmaschine und des Trockners auf ca. 25.000€ beläuft war die Umsetzung nicht ohne finanzielle Unterstützung möglich. Unser Dank gilt hier der Stadt Rehau sowie den Firmen Ökolectric-Haus Ehmann und Auto Pfüller