Richtfest Feuerwache


Die neue Rehauer Feuerwache

Am vergangenen Samstag wurde am derzeit größten Hochbauprojekt der Stadt Rehau, der Neubau des Feuerwehrhauses, welches im Mai 2019 begonnen wurde nach acht Monaten Bauzeit, Richtfest gefeiert. Und alle kamen, um mitzufeiern.

Dieses Projekt hat eine längere Vorgeschichte, denn seit dem Jahr 2008 gab es Überlegungen, das derzeitige, in vielerlei Hinsicht sanierungsbedürftige Gerätehaus der FFW Rehau (z.B. zu kleine Stellplätze, keine Abgasabsauganlage, nicht energieeffiziente Heizung, veraltetes Elektronetz, fehlende Wärmedämmung, durchfeuchtete Keller, Rückstauprobleme mit dem Kanal) dem Stand der Zeit anzupassen. In der Sitzung des Bausenats vom 12.05.2009 wurde eine Planung über die Sanierung des bestehenden Gerätehauses vorgestellt, im Ergebnis wäre ein kompletter Neubau am Standort Goethestraße die wirtschaftlichere Lösung gewesen. Zur Umsetzung der Planung wäre Grunderwerb notwendig gewesen. Mittlerweile hat sich jedoch herausgestellt, dass diese Studie einsatztaktische Aspekte und Vorgaben von Feuerwehrrichtlinien unzureichend berücksichtigte, Fördermittel hätte es für diese Planung nicht gegeben. Im Jahr 2011 wurde deshalb die Fa. K-Plan (Spezialbüro für Feuerwehrgerätehäuser) beauftragt, die Standorte Goethestraße unter Einbeziehung des Areals angrenzendes Wohnhaus/Garagen und Stadtwerke zu untersuchen. Der Standort Goethestraße erwies sich aus zuschusstechnischen Aspekten (keine Erweiterungsmöglichkeit, unzureichende Parkplatzsituation, zu kleine verbleibende Übungsfläche) und dem Umstand, dass während des laufenden Betriebs gebaut wird, als ungeeignet. Weitere Nachteile waren, die hohen Baukosten durch große Erdbewegungen, Kosten durch transaktive (Teil)-Unterbringung der Feuerwehr während der Bauphase, mögliche Notwendigkeit der Stützung des Bahnkörpers, Beteiligung der Bahn am Verfahren und damit verbundene mögliche Auflagen. Deshalb wurde der Standort Stadtwerke, der all diese Nachteile nicht aufweist, näher untersucht und auch ein Schallgutachten sowie ein Bodengutachten beauftragt. Zusätzlich wurde ein Einsatzzeitengutachten erarbeitet. Mittels simulierten Einsatzfahrten mit diversen Feuerwehrfahrzeugen von verschiedenen, möglichen Standorten innerhalb und außerhalb der Innenstadt unter Verwendung von Blaulicht und Martinshorn wurden die Einsatzzeiten zu verschiedenen potentiellen Brandorten in Rehau gemessen. Diese waren die großen Industriebetriebe in Rehau, die Bezirksklinik, die Fritz-Strobel-Siedlung und sogar die relativ exotisch gelegene Firma Böhme in Neukühschwitz. Die Auswertung dieser Einsatzzeiten, jeweils unter Berücksichtigung des Umstandes, wie lange die Wehrleute zu den jeweiligen potenziellen Feuerwehrhausstandorten brauchen, hatten ein klares Ergebnis: Der Standort Stadtwerke erwies sich als der bestmögliche Standort für das neue Feuerwehrgerätehaus Rehau. Schließlich wurde ein Raumprogramm sowie ein technisches Programm den staatlichen Zuschussrichtlinien entsprechend erstellt. Auf der Basis dieser Programme wurde ein Massemodell mit Raumprogramm entworfen, um sich von der Situation vor Ort ein Bild machen zu können und die Eignung für die internen Betriebsabläufe zu prüfen. Auf der Basis aller dieser Grundlagen fasste der Stadtrat in den Sitzungen vom 15.05.2013 und 24.07.2013 daraufhin den Grundsatzbeschluss, am Standort Stadtwerke ein neues Feuerwehrgerätehaus zu errichten. In der Folgezeit wurden verschiedene Finanzierungsmöglichkeiten geprüft, im Herbst 2016 wurde schließlich die Entwurfsplanung beauftragt, um einen Förderantrag stellen zu können. Auf der Basis dieser Entwurfsplanung wurde am 20.07.2017 bei der Regierung von Oberfranken der Förderantrag eingereicht wurde. Mit Bescheid vom 18.10.2017 wurde eine Festbetragsförderung in Höhe von 778050 Euro bewilligt. Im Sommer 2017 wurden in Abstimmung mit den Grundstücksnachbarn fünf Garagen, die den Zufahrtsbereich verengten, abgebrochen und neu so errichtet, dass jetzt eine ausreichend breite Zufahrt zur Verfügung steht. Am 29.11.2017 wurde, nachdem inzwischen auch eine Genehmigungsplanung erarbeitet wurde, der Bauantrag dem Stadtrat zur Beschlussfassung vorgelegt, das gemeindliche Einvernehmen wurde einstimmig erteilt. Am Standort des neuen Feuerwehrgerätehauses befand sich bis Sommer 2018 noch eine Lagerhalle der Stadtwerke, die vom Stadtbauhof und der Fa. Südwasser genutzt wurde. Der Bauhof hatte mittlerweile eine Ersatzlagerfläche für die in dieser Halle untergebrachte Ausrüstung gefunden, ebenso wie die Firma Südwasser. Somit konnte die Stadtwerkehalle im September 2018 abgerissen werden. Während dessen wurde für das neue Feuerwehrgerätehaus eine Funktionalausschreibung durchgeführt, am 27.02.2019 hat der Stadtrat den Auftrag für diese Maßnahme an die Firma. Karl Roth aus Wunsiedel mit einer Auftragssumme in Höhe von 7,4 Mio. Euro vergeben. Nach der Erstellung der ersten Ausführungspläne wurde Mitte Mai 2019 mit den Bauarbeiten begonnen. Die Ausführungsplanung erstellte für die Firma Roth das Architekturbüro Schöpe sowie das Ingenieurbüro Widmann, beide aus Marktredwitz. Die Firma Roth wird durch die beiden Geschäftsführer Veronika und Florian Sirch vertreten. Mit der Bauoberleitung für die Stadt Rehau ist das Büro Beyer aus Döhlau beauftragt, dass die Maßnahme in enger Abstimmung mit dem Bauherrn Hauptamtsleiter Hans-Peter Zeeh und Jürgen Schrödel vom Hochbauamt der Stadt Rehau analog zur Sanierung des Schulzentrums betreut. Nach mittlerweile 135 Bautagen ist der Rohbau einschließlich der Übungsturmwand fertiggestellt, der Bau ist winterfest.

Zwei Tage vor dem Richtfest wurde die Gasleitung in Betrieb genommen, so dass der Bau geheizt werden und der Innenausbau während des Winters voll durchlaufen kann. Die Baumaßnahme soll bis Ende 2020 fertiggestellt sein. „Wir freuen uns, dass unsere Feuerwehr nach dem Einzug in modernen, zeit- und normgerechten Räumlichkeiten untergebracht sein wird. Sowohl die Fahrzeughalle mit den entsprechenden Funktionsräumen als auch das Dienstgebäude mit den Unterrichtsräumen, Umkleideräumen und Bereitschafträumen entspricht in allen Belangen den Anforderungen der heutigen Zeit. Die Architektur ist funktional, aber trotzdem modern und wird auch das Stadtbild aufwerten“, stellt Bürgermeister Michael Abraham fest. „Wer freiwillig und ehrenamtlich in ständiger Einsatzbereitschaft seinen Dienst verrichtet, soll vom Gewährträger auch eine optimale Einsatzbasis bereitgestellt bekommen, um zum Wohl der Bürgerschaft tätig werden zu können“, so Bürgermeister Michael Abraham. „Die Freiwillige Feuerwehr Rehau ist ein absoluter Leistungsträger, mit ganz vielen persönlichen Leistungsträgern. Jeder der sich davon überzeugen will, muss nicht nur die Fahrzeuge sehen, sondern sich einfach mal die Einsatzstatistik der Freiwilligen Feuerwehr hier in Rehau anschauen. Und in dieser Hinsicht muss man als erstens den Kameradinnen und Kameraden ganz herzlich danken für ihren Einsatz. Die Tatsache das heute hier Richtfest gefeiert wird ist natürlich der Tatsache geschuldet, dass ihr tagtäglich euren Mann und Frau steht und hier herzlichen Dank an alle Kameradinnen und Kameraden“, so Landrat Dr. Oliver Bär.

Weitere Grußworte kamen von Veronika Sirch von der Firma, Kreisbrandrat Reiner Hoffmann und Architekt Torsten Schöpe. Kommandant Manuel Höll bedankte sich bei der Stadt und besonders bei seinen Kameradinnen und Kameraden für ihren ehrenamtlichen Einsatz bei den vierzehn Projektgruppen, die die Vorschläge für den Bau des neuen Gerätehauses der Freiwilligen Feuerwehr, erarbeitet haben. „Ihr habt eine hervorragende Arbeit gemacht, und schloss mit den Worten „Die Feuerwehr muss sein wie eine alte Jungfer, stehts bereit und nie gebraucht“, so Kommandant Manuel Höll.


Im Anschluss konnte man das Feuerwehrhaus besichtigen.

Text: Uwe von Dorn, Bilder: Uwe von Dorn, Volker Bucher, Feuerwehr Stadt Rehau