Als im Januar 1969 die damalige Führung der Freiwilligen Feuerwehr Rehau bei der Stadtverwaltung die Beschaffung eines weiteren Tanklöschfahrzeuges beantragte, ahnte wohl niemand, welch tragische und schicksalhafte Wendung diese Geschichte in den folgenden Jahren nehmen würde.
Doch der Reihe nach:
Im Antrag wurde auf die besondere Verantwortung der Rehauer Wehr hingewiesen. Als Stützpunktfeuerwehr war sie nach dem Alarmplan bei Einsätzen der Alarmstufe 1 für 16 Gemeinden zuständig, bei den Stufen 2 und 3 sogar für alle Gemeinden des Landkreises Rehau zur nachbarlichen Löschhilfe verpflichtet. Angesichts dieser hohen Einsatzbereitschaft erschien die Anschaffung eines zweiten Tanklöschfahrzeuges unabdingbar.
Damals gab es im gesamten Landkreis nur ein solches Fahrzeug – das Rehauer TLF 15, Baujahr 1950. Die Notwendigkeit war also offensichtlich.
Bereits wenige Tage nach der Antragstellung, am Mittwoch, den 29. Januar 1969, präsentierte die Klöckner-Humboldt-Deutz AG vor dem Feuerwehrgerätehaus Rehau ihr modernstes Modell: das TLF 16 auf neuem Frontlenker-Allradfahrgestell. Anwesend waren Bürgermeister Gustav Stang, Mitglieder des Stadtrates, Vertreter der Stadtverwaltung, Feuerwehrdienstleistende und Gäste aus dem gesamten Landkreis. Die Vorstellung sorgte für Aufsehen – schließlich setzten die meisten Hersteller wie Mercedes-Benz und MAN zu dieser Zeit noch auf Hauber-Fahrgestelle. Das Frontlenkerkonzept von Magirus Deutz galt als zukunftsweisend und beeindruckte alle Anwesenden.
In der Stadtratssitzung vom 26. Februar 1969 fiel der Beschluss einstimmig: Die Stadt Rehau bestellt ein TLF 16 des Fabrikats Magirus zum Angebotspreis von 83.650 DM. Zur Normbeladung nach DIN kamen noch Sonderwünsche hinzu – ein größerer Löschwassertank mit 2.722 Litern, ein A-Sauganschluss an der Fahrzeugfront sowie eine neuartige Lenkhilfe.
Die Verwaltung hatte ursprünglich eine Auslieferung im Juli 1969 ins Auge gefasst. Doch Magirus konnte diesen Termin nicht halten. Zunächst wurde Anfang September vorgeschlagen, doch aufgrund von Lieferengpässen bei Zulieferern verschob sich der Termin erneut – bis schließlich Mitte Dezember 1969 feststand.
Am 18. Dezember 1969 reiste eine Abordnung der Rehauer Wehr nach Ulm, um das neue Fahrzeug persönlich abzuholen. Schon am Folgetag traf das TLF 16 in Rehau ein. Das Erscheinungsbild war für die damalige Zeit markant: schwarze Kotflügel und Stoßstange, dazu ein strahlend weißer Kühlergrill.


Am 10. Januar 1970 wurde das Fahrzeug offiziell in Dienst gestellt. Die Feuerwehr Rehau verfügte nun über zwei Tanklöschfahrzeuge – ein enormer Fortschritt für die Sicherheit in Stadt und Landkreis. Von nun an konnte ein Fahrzeug für überörtliche Hilfe ausrücken, während das andere den Schutz im Stadtgebiet sicherstellte.
Der erste Einsatz des TLF 16 ließ nicht lange auf sich warten. Am 18. März 1970 kam es in der Stauffenbergstraße bei Reinigungsarbeiten zu einer schweren Explosion. Eine Großmutter und ihr vierjähriger Enkel wurden schwer verletzt, eine Wohnung unbewohnbar.
Über zwei Jahre verrichtete das TLF 16 zuverlässig seinen Dienst, rollte zu Brandeinsätzen, technischen Hilfeleistungen und Übungen – ein treuer, kraftvoller Begleiter der Rehauer Wehr.
Doch am Pfingstmontag, den 22. Mai 1972, sollte sich das Blatt wenden.
Es war ein warmer Frühsommertag. Um 13 Uhr begann die Sonntagswache in der Goethestraße – ein routinierter Dienst für die sechs Mann starke Wachmannschaft. Niemand ahnte, dass dieser Tag nicht in ruhiger Bereitschaft enden würde, sondern in einem Einsatz, der die Feuerwehr selbst treffen sollte.
Am Nachmittag bestiegen drei Kameraden das mächtige, tonnenschwere TLF 16 zu einer harmlos erscheinenden Funkübungsfahrt in und um Rehau. Der Motor brummte, das Fahrzeug zog seine Bahn über die Landstraßen. Zwischen Faßmannsreuth und Rehau, in der Nähe des Waldhauses, geschah es:
Ein kurzer Moment der Unruhe – das rechte Bankett gab nach. Das Fahrzeug rutschte, die Räder verloren Halt. Sekunden später krachte das schwere Löschfahrzeug in eine Reihe massiver Fichten.

Der Aufprall war so heftig, dass die Front verzweifelt gegen die Stämme gepresst wurde. Während der Maschinist und ein weiterer Mitfahrer wie durch ein Wunder unverletzt blieben, wurde der dritte Feuerwehrmann in der Kabine eingeklemmt. Ein Albtraum in Rot und Chrom.
Minuten zogen sich wie Stunden. Forstbeamte und Polizisten kämpften sich mit Werkzeugen vor, um den Verletzten aus dem deformierten Fahrerhaus zu befreien. Schließlich gelang es – schwer gezeichnet, mit einem komplizierten Oberarmbruch und einer massiven Gehirnerschütterung, wurde er dem Rettungsdienst übergeben.
Das TLF stand nun still. Sein Rahmen verbogen, seine Front zerschmettert.

Dennoch klammerte sich die Feuerwehrführung an die Hoffnung, es könne im Werk gerettet werden. Tage später rollte es – nicht mehr aus eigener Kraft, sondern verladen auf einem Eisenbahnwaggon – vom Güterbahnhof Rehau Richtung Ulm.

In der Zwischenzeit stellte Magirus ein Leihfahrzeug bereit – ein exotisches Modell aus einem eigentlich für Korea bestimmten Kontingent. Doch das Gutachten der Bayerischen Versicherungskammer ließ keine Illusionen zu: 60.000 DM für die Reparatur, 90.000 DM für ein neues Fahrzeug.
Im September 1972 fiel der Beschluss – und er tat weh. Das einst so stolze, modernste Tanklöschfahrzeug des Landkreises sollte verschrottet werden. Damit endete die Geschichte eines Fahrzeugs, das mit großen Erwartungen gekommen war – und in einem einzigen Augenblick in den Reihen seiner eigenen Kameraden zu einem tragischen Kapitel wurde.
Bericht von Lukas Bucher