Von der Idee bis zur Abschaffung
Bereitschaftsdienste gab es bei der Feuerwehr der Stadt Rehau bereits seit der Neuorganisation
nach den Kriegswirren Ende der 1940er Jahre. Grund war hierfür die Tatsache, dass in den
Sommermonaten, vor allem an den Sonn- und Feiertagen auch die Feuerwehrmänner mit ihren
Familien gerne etwas unternommen haben. Dies war für die Feuerwehr aufgrund der
Alarmierung und der erst stattfindenden Motorisierung ein ernsthaftes Problem. Viele
Kameraden bekamen einen Alarm somit gar nicht mit oder man kam nicht schnell genug zum
Feuerwehrgerätehaus.
Um dieses Problem zu bewältigen, waren Kameraden eingeteilt, welche im Besitz einer
Rundsteueranalge waren. Die jeweils sechs eingeteilten Männer stellten somit eine Wache in
ihren eigenen vier Wänden und eilten bei Alarm sofort zum „Gerätehaus“ in den Stadtwerken.
Eine Wache direkt in den Räumen der Feuerwehr war aufgrund fehlender Räume schlicht weg
nicht möglich.
Dieses System bewährte sich und man konnte bei einem Schadensfall relativ zügig ausrücken.
Mit dem Bau und der Inbetriebnahme des neuen Feuerwehrgerätehauses an der Goethestraße
im Jahr 1965 wurden auch Diskussionen um eine neue Form der Sonntagswachen laut. Die
Mannschaft wollte nun Wachen im neuen Gebäude abhalten, allen voran auch jene Kameraden,
welche nicht an die Rundsteueranlage angeschlossen waren und somit nicht von Anfang an zu
Einsätzen alarmiert werden konnten.
Die Führung seinerzeit, ließ zwar bereits einen Wachraum im Neubau mit planen und errichten,
wollte aber die Wache nicht ins Gerätehaus verlagern. Ein Grund waren hier auch die Bedenken
dann in Zukunft über Entschädigungen zu diskutieren.
Zusammen mit dem 1. Bürgermeister Stang gelang es dann aber den Kameraden Dietrich, Lang,
Rothemund und Bayreuther die Führung zu überzeugen und feste Wachen von 4 – 6 Mann, in der
Zeit von Mai bis September zwischen 13:00 und 18:00 Uhr im neuen Gerätehaus einzuführen.
Es lässt sich nur vermuten, dass der Druck der Mannschaft derart groß gewesen sein muss, dass
sich das „neue Wachsystem“ an Sonn- und Feiertagen im Feuerwehrgerätehaus an der
Goethestraße durchgesetzt hat.
Der Vorteil dieser Bereitschaftswache, umgehend mit dem benötigten Feuerwehrfahrzeug vom
Gerätehaus ausrücken zu können, ließ sich wohl auch nicht verachten.
Vielleicht wollte man auch unter und mit den Kameraden zusammen die Wachzeit verbringen
und so für die Sicherheit der Bürger Rehaus zu sorgen, als jeder für sich alleine zu Hause.
Die Chance dies im neu errichteten Gerätehaus zu tun, bot sich an und wurde schließlich auch
ergriffen und umgesetzt.

Am 01. Mai 1966 zog schließlich um 13:00 Uhr zum ersten Mal die Feiertagswache im neuen
Gerätehaus auf.
Diese erste Wache bestand aus den Kameraden Fritsch, Kropf, Sack, Mocker, Steiner und
Rothemund H. und es sollte auch sein, dass genau diese 6 Kameraden der ersten Stunde auch
den ersten Wacheinsatz fuhren.
Zu ihrem zweiten Bereitschaftsdienst am 03.07.1966 musste diese Männer nämlich mit dem
Tanklöschfahrzeug TLF 15 einen Bahndammbrand zwischen Rehau und Wurlitz löschen, welcher
durch heiß gelaufene Bremsen eines, durch eine Dampflok gezogenen, Güterzuges ausgelöst
wurde.
Während der Wachzeit herrschte für die eingeteilten Kameraden Alkoholverbot, da es ja jederzeit
zu einem Alarm kommen konnte. Während dieser Zeit wurden im und ums Feuerwehrhaus in der
Regel in der ersten Hälfte der Wachzeit einige Arbeiten erledigt. So wurden zum Beispiel
Schläuche gewaschen, abgenommen oder repariert. Fahrzeuge gewaschen und gereinigt und
stellenweise auch Ausbildung durchgeführt. Jede Wache kümmerte sich auch um ihre Brotzeit.
Hier wurde für die anwesenden Kameraden von ortsansässigen Metzgern beispielweise
Brotzeiten geholt. Einige Wachen organisierten sich bei nahegelegenen Festen ihre Brotzeit und
andere Wachmannschaften grillten auch einmal selbst am Gerätehaus.
Diesen Lieferservice der Brotzeiten übernahmen auch gerne die Jugendlichen der
Jugendfeuerwehr, welche am Sonntagnachmittag immer wieder gerne bei der Sonntagswache
vorbeischaute und zusammen mit den aktiven Kameraden so sinnvoll ihre Freizeit verbrachten.
In der zweiten Hälfte eines jeden Wachtages wurde dann meist der Bereitschaftsdienst gelebt.
Kameraden spielten Karten, reinigten ihre Fahrzeuge oder spielten auch mal mit der Jugend eine
Runde Fußball auf dem Vorplatz oder Tischtennis im Keller.
Weiterhin war an diesen Tagen der Sommermonate auch das hauseigene Feuerwehrmuseum im
Keller für die Bevölkerung geöffnet. Hier kamen auch regelmäßig Besucher aus Nah und Fern.
Kam es zu einem Einsatz, so entschied der anwesende Gruppenführer aufgrund der
Alarmmeldung mit welchem Fahrzeug die Wache ausrückt. In der Regel wurde der Alarm auch
für die freien Kräfte ausgelöst, was den Vorteil hatte, dass weitere Kameraden mit weiteren
Fahrzeugen nachrücken konnten.
Gerne wurde aber auch die Sonntagswache über Telefon von der Polizei informiert, wenn es sich
um kleinere Tätigkeiten oder Hilfeersuchen handelte.
Schaut man sich die Statistik der gesamten Bereitschaftszeit an, so merkt man schnell, dass in
den 30 Jahren der Feiertags- und Sonntagswachen eine eher ernüchternde Zahl an Einsätzen
zusammenkam. Insgesamt wurden an den 712 Tagen Bereitschaft von allen Wachen lediglich 47
Einsätze gefahren.
Das Spektrum der Einsätze umfasst allerdings die gesamte Bandbreite. Von der Tierrettung,
Keller unter Wasser, Container-, Wald-, Feld-, PKW, Schuttplatz- und Großbrände über
Feueralarme der Brandmeldeanlagen bis zu schweren Verkehrsunfällen mit eingeklemmten
Personen war in all den Jahren dennoch alles dabei.
Leider kam es in dieser Zeit auch zu dem verheerenden Eigenunfall des damals neuen TLF 16,
wo sich ein wachhabender Kamerad so schwer verletzte, dass ein weiteres ausüben von
Feuerwehrdienst nicht mehr möglich war.
Einige besondere Einsätze sollen hier aufgeführt und nicht unerwähnt bleiben.
- 03.07.1966 – 12:55 Uhr – Bahndammbrand, Rehau – Wurlitz → erster Einsatz der Wache
- 20.07.1969 – 14:28 Uhr – Großbrand Ziegelei in Mittelweisenbach
- 22.05.1972 – 15:05 Uhr – schwerer Verkehrsunfall mit TLF 16-neu, HO 4, höhe Waldhaus
- 07.08.1977 – 15:30 Uhr – Brand Trafo nach Blitzeinschlag, Umspannwerk Schwarzenbach/S.
- 10.06.1982 – 14:15 Uhr – Bergung von 600 Schuss MG-Munition, Wurlitz
- 05.06.1988 – 15:53 Uhr – Waldbrand, Neuhausen, Waldabteilung Spinne
- 26.06.1988 – 17:55 Uhr – Großbrand Schrottplatz, Güterbahnhof Rehau
- 21.08.1988 – 15:39 Uhr – Großbrand landw. Anwesen, Martinlamitz
- 04.05.1989 – 15:50 Uhr – Brand Produktionsraum, Porzellanfabrik Zeh Scherzer & Co.
- 30.07.1995 – 14:55 Uhr – Flächenbrand, B15 höhe Kautendorf
- 16.06.1996 – 13:46 Uhr – schwerer VU, Personen eingeklemmt, B 15 höhe Kautendorf
- 11.08.1996 – 15:49 Uhr – BMA, REHAU AG – Technetium, Fehl. → letzter Einsatz der Wache
Auch wenn die Wacheinsätze überschaubar blieben, hatte die Zeit der Sonntagswachen doch
auch Gutes. Es wurde nicht nur Präsenz gegenüber der Rehauer Bevölkerung gezeigt, das
Gerätehaus inkl. dem Museum mit Leben und Besuchern gefüllt, sondern auch – und das ist
eigentlich der wichtigste Aspekt einer Freiwilligen Feuerwehr – die Kameradschaft gepflegt und
gehegt. Die altgedienten und die jungen Kameraden kamen so zusammen, tauschten sich aus
und lernten voneinander.
Auch ich dürfte dieses ganz besondere Flair der Sonn- und Feiertagsbereitschaft als
Jugendlicher noch erleben und auch genießen.
Leider wurde seitens der Stadtverwaltung Rehau beschlossen, aufgrund Einsparung der
eingeführten Wachauslöse der Kameraden dieses Instrument abzuschaffen.
Zumindest die Einsatzzahlen, die bereits lange eingeführte stille Alarmierung und dem schnellen
ausrücken zu jeder Zeit ließen dies zu.
So kam es dann, dass am 08.09.1996 das letzte Mal eine Sonntagswache ihren Dienst in der
Goethestraße verrichtete.
Interessanterweise mit dem Gruppenführer Helmut Rothemund, welcher bereits zur aller ersten
Wache am 01.05.1966, als damals junger Feuerwehrmann, Dienst hatte.