2. Löschfahrzeuge im Wandel der Zeit


Ein Löschfahrzeug ist aus dem heutigen Feuerwehralltag nicht mehr wegzudenken. Doch wann erhielt die Feuerwehr Rehau eigentlich ihr erstes motorisiertes Löschfahrzeug?

Bereits im Jahr 1922 beschaffte die Feuerwehr Rehau ihr erstes motorbetriebenes Einsatzfahrzeug: ein LF 12 (Löschgruppenfahrzeug mit 1200 l/min Pumpenleistung). Die Anschaffung war jedoch kein leichter Weg – durch die Nachwirkungen des Ersten Weltkriegs, die wirtschaftlich angespannte Lage und die dramatische Inflation zog sich die Beschaffung vom Dezember 1919 bis in den Februar 1922 hin. Letztlich wurde das Fahrzeug zum Preis von 250.000 Reichsmark erworben – eine enorme Summe zur damaligen Zeit.

Das LF 12 wurde bei der renommierten Conrad Dietrich Magirus AG in Ulm gefertigt – einem Hersteller, der sich schon damals einen Namen im Bau von Feuerwehrfahrzeugen gemacht hatte und bis heute weltweit bekannt ist.

Mit der neuen Motorisierung eröffnete sich für die Rehauer Wehr eine völlig neue Einsatzdimension: Erstmals konnte man schnell und unabhängig von Pferdegespannen zum Einsatzort fahren. Auch die Wasserförderung war nun mit einer leistungsfähigen Feuerlöschkreiselpumpe möglich – ganz ohne Muskelkraft. Dies bedeutete einen enormen Fortschritt in der Brandbekämpfung.

Von 1923 bis 1965 stand das Fahrzeug zuverlässig im Dienst der Feuerwehr Rehau und diente der Bevölkerung über vier Jahrzehnte lang. Auch die schwierige Zeit des Zweiten Weltkriegs überstand das Löschfahrzeug – gemeinsam mit seiner eingespielten Besatzung. Trotz der Kriegswirren bildeten Mannschaft und Fahrzeug ein schlagkräftiges Team. So wurde die Rehauer Wehr bei zahlreichen Luftangriffen auf umliegende Städte zur Unterstützung gerufen.

Besonders in Erinnerung blieb der Einsatz am 9. März 1943: Nach einem schweren Bombenangriff auf Nürnberg wurde das LF 12 alarmiert, um bei den Löscharbeiten in der zerstörten Stadt zu helfen – ein beeindruckendes Beispiel für den überörtlichen Einsatzwillen der Rehauer Feuerwehrleute.

Mit dem technischen Fortschritt und dem Ende des Wirtschaftswunders war schließlich auch die Zeit der Automobilspritze vorbei. Zum 100-jährigen Jubiläum der Feuerwehr Rehau fuhr das LF 12 ein letztes Mal durch die Straßen der Stadt. Danach wurde es dem Feuerwehrmuseum Fulda als Dauerleihgabe übergeben, wo es bis heute als technisches Kulturgut bestaunt werden kann.

Doch das war noch nicht das Ende der Geschichte dieses Fahrzeugs: 1990 wurde das LF 12 per Tieflader der Firma Böhme zurück nach Rehau gebracht, um am Festzug der Feuerwehr teilzunehmen. Die damaligen Kameraden ließen es sich nicht nehmen, das historische Fahrzeug genauer unter die Lupe zu nehmen. Mit viel Engagement und Sachverstand wurden zahlreiche kleinere Reparaturen durchgeführt. Das ursprünglich nicht fahrbereite Fahrzeug wurde tatsächlich wieder instandgesetzt – und fuhr mit eigener Kraft am Festzug mit!

Als das Fahrzeug später wieder ins Feuerwehrmuseum nach Fulda zurückkehrte, staunten die Museumsmitarbeiter nicht schlecht: Die altehrwürdige Automobilspritze fuhr aus eigener Kraft an ihren Ausstellungsplatz – ein bewegender Moment.

Im Jahr 2015 wurde das Fahrzeug sogar auf der internationalen Feuerwehrmesse Interschutz ausgestellt, wo es als Vertreter des Museums in Fulda die Geschichte der Feuerwehrtechnik würdig repräsentierte.

Automobilspritze auf der Interschutz 2015

Vergleich: Automobilspritze von 1922 vs. modernes Löschgruppenfahrzeug

LF 12 (1922)

  • Motorleistung: 4-Zylinder-Viertaktmotor mit 40 PS
  • Pumpenleistung: 1.000 l/min bei ca. 6–8 bar
  • Besatzung: 1/8 (Gruppenstärke, 9 Personen)
  • Ausrüstung:
    • 2x 2-Personen-Haspeln
    • 1x Einmannhaspel
    • Standrohr
    • Kübelspritze
    • Strahlrohre
    • Verteiler
    • Saugschläuche
    • Saugkorb
    • Verschiedene Handwerkzeuge

LF 20/16 (2010)

  • Motorleistung: 286 PS
  • Pumpenleistung: 1.600 l/min bei 10 bar
  • Besatzung: 1/8
  • Ausrüstung (Auswahl):
    • Wärmebildkamera
    • Dachmonitor AWG HH1260
    • Überdrucklüfter (Tempest, Elektroantrieb)
    • C-Schlauchpaket für den Angriffstrupp
    • C-Schnellangriff in Buchten
    • 2 mobile Rauchverschlüsse
    • Gasmessgerät
    • Rettungssäge
    • Hygiene-Board
    • Verkehrsabsicherungssatz „Autobahn“
    • Stromerzeuger 8 kVA
    • Lichtmast in Fahrzeugmitte
    • Verkehrswarneinrichtung am Heck

Die Beiden Fahrzeuge im Einsatz:

Einsatzort unbekannt
Containerbrand Fa. Böhme
Ein Bericht von Lukas Bucher